Jedes Jahr organisiert der Schriftstellerverband der Gewerkschaft Ver.di am Tag vor der Mitgliederversammlung in einer Stadt Lesungen in Schulen und kommunalen Einrichtungen.
Dieses Jahr fanden die Schullesungen in Düsseldorf-Meerbusch statt, der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen. Hier ergab sich die Gelegenheit, dass ich Kindern der 3. Jahrgangsstufe an der Mauritiusschule meine Märchen vorzulesen konnte.
Ich habe die Lesung zusammen mit meiner Kollegin und der Germanistin Türkân Heinrich besucht und wir wurden von der Schulleiterin, Frau Simone Huckriede, begrüßt.
Kaum betraten wir die Schule, bat Sie uns um unsere Unterstützung. Wir waren ihr zu Hilfe gekommen, als sie einen türkischen Dolmetscher für den Vater einer kranken Schülerin suchte. Türkân Heinrich fungierte sprang promt als Dolmetscherin ein. Frau Simone Huckriede führte uns dann in das belebte Klassenzimmer, in dem wir vorlesen sollten. Etwa 40 Kinder begrüßten uns herzlich mit einem Applaus und es erwartete uns ein Teller mit süßen Keksen. Im Gepäck hatten wir zahlreiche Kinderbücher und ein Pferd als Leihgabe aus dem Internationalen Kinderspielzeugmuseum Münster. Wir lasen ihnen aus meinen Büchern „Elif und der Delphin“ und „Elif und die Pferde“ vor, außerdem Gedichte und kurze Kapitel über die Herbstzeit aus unserem Buch Münsterland, das wir vor wenigen Jahren zusammen mit 20 Kindern aus Münster im Rahmen unserer Radio Kaktus-Arbeit geschrieben und illustriert haben. Während wir mit den Kindern sprachen, fragten wir sie, welche Themen wir behandelt hatten.
Die Kinder waren unglaublich aufgeweckt und fassten es folgendermaßen zusammen:
„Liebe, Freundschaft, Umweltschutz, Gesundheit und Lernen, Bildung, Widerstand gegen Ungerechtigkeit und nachhaltige Ernährung“.
Wie haben sie das so gut zusammengefasst? Eine Schülerin beantwortete unsere Frage. „Wir sind drei Freundinnen hier im Schulparlament“, sagte sie. Wir waren überrascht. Als wir fragten: „Schulparlament?“, lachten die Schülerinnen und Schüler. „Ja, wir sind im Schulparlament, ich bin die Sprecherin.“ Das überraschte uns noch mehr. Denn die Kinder sind doch gerade mal zwischen 8 und 9 Jahren jung. „Was macht ihr im Parlament, worüber redet ihr?“, fragten wir erstaunt nach. Die Antwort auf unsere Frage wird auch euch überraschen.
„Wir reden darüber, wie wir unsere Schule und unsere Umwelt sauber halten, wie wir uns gesund ernähren, wie wir ein gutes Verhältnis zu unseren Lehrerinnen und Lehrern pflegen, wie sie sich im Unterricht gegenüber den Schülerinnen und Schülern verhalten und wie wir ihnen helfen können. Wir denken vor allem über die Rechte der Kinder und Schülerinnen und Schüler nach.“
Ich wünsche mir, dass alle Schulen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Unternehmen, Familien und Politikerinnen und Politiker dem Beispiel des Schulparlaments folgen. Gemeinsam mit Kindern Entscheidungen zu treffen, ihre Meinung ernst zu nehmen, öffnet die Tür zu Erfolg, Glück und Vertrauen. Die Kinder haben uns mit Applaus und Liedern verabschiedet. Ich bedanke mich herzlich bei den Kindern, der Schulleiterin und der Lehrerin für ihr Engagement.
20.09.2024
Molla Demirel