Künstlerin Dr. Zaira Aminova im Interview

Radio Kaktus Münster e.V. hatte vor kurzem in seinem Künstlerinnenportrait musikalisch-poetischen Besuch durch die Autorin und Musikerin, sowie Stellvertreterin des Regional Sprechers des Verbands deutscher Schriftsteller:innen VS-Verdi Dr. Zaira Aminova.

Sie wurde am 10. Dezember 1973 in Machatschkala, Republik Dagestan, in Russland geboren. Bereits im Alter von 4 Jahren begann sie Verse zu schreiben. 1995 schloss sie ihr Studium an der Staatlichen Universität Dagestan mit Auszeichnung ab. Seit 1994 werden Gedichte von Zaira Aminova häufig in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. 1999 zog Zaira Aminova aus familiären Gründen nach Deutschland, wo sie im März 2000 einen Sohn zur Welt brachte. Im März 2003 promovierte Aminova mit ihrer Doktor-Dissertation in Wirtschaftswissenschaften an der russischen Präsidentenakademie und veröffentlichte ein Buch über Finanzstrategien. Im Herbst 2003 ist sie zum ersten Mal vor deutschem Publik aufgetreten: im Literaturclub, im Geburtshaus von Heinrich Heine in Düsseldorf sowie im Salon „Kunst Live“ hat Zaira Aminova ihre eigenständig ins Deutsche übertragenen Gedichte vorgelesen. Ihre Lyrik und Prosa wurde schon in vielen Anthologien veröffentlicht, wie zum Beispiel in „Mosaik aus Liebespoesie und Prosa“ von Dragica Schröder. Über die Anthologien von Frau Schröder und ihre Arbeit bei VS-Verdi steht sie in regelmäßigem Kontakt zum Münsteraner Autor und Geschäftsführer des Radio Kaktus Münster e.V. Molla Demirel.

Kaktus: Herzlich willkommen zum Künstlerinnen Porträt des Radio Kaktus Münster e.V. Frau Aminova, wir freuen uns, dass Sie sich heute Zeit genommen haben, um mit uns diese Sendung aufzunehmen. Können Sie sich unseren Zuhörenden einmal in eigenen Worten vorstellen?

Z. Aminova: Guten Tag zusammen. Mein Name ist Zaira Aminova und ich bin Dichterin und Schriftstellerin. Ich schreibe Gedichte, seitdem ich fünf Jahre alt bin, praktisch mein ganzes Leben. Ich schreibe auch Prosa und komponiere Musik. Ich habe Wirtschaft studiert und auch in Wirtschaft promoviert. Ich arbeite auch als Übersetzerin.

Kaktus: Wann haben Sie angefangen, künstlerisch aktiv zu werden und wie sind Sie dazu gekommen?

Z. Aminova: Also mein erstes Gedicht. Wie gesagt, ich habe angefangen, Gedichte zu schreiben, als ich fünf Jahre alt war. Aber das erste Gedicht wurde veröffentlicht, als ich 16 Jahre alt war. Das war eine interessante Veröffentlichung, weil ich nur auf Russisch schreibe und mein erstes Gedicht wurde auf Lesginisch übersetzt und veröffentlicht. Für unsere Zuhörer:innen, Lesginisch ist die Sprache meines Volkes. Von der Nationalität bin ich Lesginin und viele meiner Gedichte wurden auf Lesginisch übersetzt, weil ich nur auf Russisch schreibe.

Kaktus: Können Sie sich an das Gedicht erinnern?

Z. Aminova: Das war ein Liebesgedicht. Mit 16 schreibt man sehr viel über die Liebe

Kaktus: Sie haben in Ihrer literarischen Laufbahn ja schon einige Werke verfasst, auf unterschiedlichen Sprachen. Gibt es denn thematisch einen roten Faden, der sich durch all Ihre Werke zieht?

Z. Aminova: Also Gedichte sind meistens so, das ist, Lyrik, Liebeslyrik oder philosophische Lyrik. Aber was ich in Prosa schreibe, das sind meistens Geschichten über Frauen, verschiedene Frauengeschichten. Es kann passieren, zum Beispiel, dass ich eine Frau kennenlerne, und sie erzählt mir ihre Geschichte. Und einen Tag später oder nach zehn Jahren schreibe ich eine kurze Geschichte, wo ich vielleicht nicht den ganzen Inhalt übernehme, von dem was sie mir erzählt hat. Vielleicht denke ich einen anderen Ausgang aus, aber ich schreibe nur solche Geschichten, die mich selber berühren.

Kaktus: Und welche Rolle spielt dieses Thema für Sie?

Z. Aminova: Also ich finde, dass die Frauen eine sehr wichtige Rolle in unserer Welt haben. Nicht jede Frau hat die Möglichkeit, sich zu realisieren. Und für mich ist das ganz wichtig, dass ich vielleicht mit meiner Geschichte jemandem helfe. Ich kann das. Bei einer meiner Lesungen gab es eine Psychotherapeutin und sie hat mich gefragt, ob Sie meine Kurzgeschichte für ihre Therapie benutzen darf. Ich habe ihr natürlich meine Erlaubnis gegeben und sie hat mir später erzählt, dass viele ihrer Patient:innen meine Kurzgeschichten lesen und dann geht es ihnen viel besser.

Kaktus: Vielleicht können Sie uns ein Gedicht vortragen.

Z. Aminova: Ja, gerne. Gedicht:

Durch die Sterne

Durch die Sterne fließt langsam Zeit.

Eines Tages sagst du leb’ wohl.

Du verschwindest, du schmilzt funkelnd, du gehst weg

Und ich vergesse dein Gesicht.

 

Silhouetten von Schlössern verbrannt.

In der Fern’ fährt ein Segelboot.

Die vergessenen Blicke sind im Schiff

Und die Wörter, die du nicht sagst.

 

Ich halte den Regen liebreich.

Nur ein wenig Wasser bleibt hier.

Das Übrige ist nur Traum und Trug

Und Phantome, die tanzen im Kreis.

 

Das verborgene Leben im Fluss

Hortet Schmerzen, Gefühle und Angst.

Da zergeht gänzlich jeder, der Liebe sucht

Und sich rettet nur wer mutig ist.

 

Kaktus: Vielen Dank. Können Sie uns einmal erzählen, welche Veröffentlichung musikalischer oder lyrischer Natur Sie in letzter Zeit herausgebracht haben?

Z. Aminova: So, von der literarischen Seite kann ich erzählen, dass viele meiner Gedichte und Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden. Und Musik kann man auf meinem Kanal bei YouTube anhören, weil ich seit kurzer Zeit einige Projekte mache, die ich auf YouTube veröffentliche. Weil in der Corona-Zeit wurden alle Veranstaltungen im Präsens verboten und die Autor:innen sollten etwas von zu Hause organisieren. Und dann habe ich angefangen, einige meiner Projekte dort zu veröffentlichen. Und jetzt kann man sich was bei YouTube anhören. Weil mein Konzept bei YouTube ist, dass ich meine Gedichte dort in Begleitung meiner Musik präsentiere.

Kaktus: Könnten Sie uns noch ein Gedicht vortragen.

Z. Aminova: Gerne.

Wenn dunklere Nacht einbricht

Wenn dunklere Nacht einbricht

Und alte Laterne wird

Dich ziehen zu deinem Hehl –

Dann siehst du ein schwaches Licht,

Das auf den Straßen schwirrt

Und dir in der Not nicht hilft.

 

Dann gehst du wahllos und still,

Du trinkst einen Windcocktail,

Die Lüge erschreckt dich nicht,

Dich fürchtest nicht vor‘m Exil

Beim kommenden bald April,

Im Regen wirst du erwischt.

 

Der Werbungen grelles Licht,

Der Läden reizender Trug

Und Lächeln mit Ironie.

Dein Umgang ist zart und schlicht,

Der Frühling reicht einen Krug,

Gefüllt leicht mit Fantasie.

 

Wenn dunklere Zeit einbricht,

Du gleitest die Straßen entlang

Als Kater, pelzig und sacht.

Und Leben, aus deiner Sicht,

Steht völlig hier im Anklang

Mit fesselnder warmer Nacht.

 

Kaktus: Haben sie weitere Projekte für die Zukunft geplant?

Z. Aminova: Ja, ich habe ein Projekt. Das Projekt haben wir mit meiner Schwägerin schon konzipiert, weil meine Schwägerin eine sehr berühmte Künstlerin ist. Wir haben so ein Geschenk Buch zusammen konzipiert, wo jedes Gedicht durch ein Bild begleitet wird. So ist das gesehen, dass jedes Gedicht die Wirkung des Bildes verstärkt und die Bilder verstärken die Wirkung der Gedichte. Das wird so ein reines ästhetisches Vergnügen für die Leser:innen.

Kaktus: Könnten Sie zum Ende noch ein Gedicht vorlesen, dass von Bildern begleitet werden wird?

Z. Aminova: Ja, gerne.

Leuchtturm

Am Abend schau’ ich durch’s Fenster:

Im Hafen scheint der Turm.

Im Meer sieht man ihn als ersten,

Wenn Schiffe sind im Sturm.

 

Um Achse dreht sich schnell der Strahl,

Der Finsternis durchstößt.

Er lässt dem Zweifel keine Wahl,

Von Kümmernis erlöst.

 

Ach wenn ich könnte sehen das,

Was Schiffe alles sahen

Auf ihren Reisen, durch das Glas,

Wie ferne Länder nahen.

 

Ich gehe tastend in der Nacht,

Ich gehe über Stock und Stein.

Was trifft mich – Segen oder Krach,

Was vorbestimmt für mich allein?

Zu wissen das ist nicht vergönnt.

So soll es sein. Ich gehe dann.

Ich sehe nachts den Horizont,

Da geht das Licht im Turm schon an.

 

Kaktus: Frau Aminova, vielen Dank, dass Sie heute hier waren und dass Sie uns an Ihrer Kunst haben teilhaben lassen. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute für anstehende Projekte und alles, was Sie sonst noch in Zukunft vorhaben.

Z. Aminova: Vielen Dank.

 

Das Interview wurde ausgestrahlt am 25.10.2023 auf Antenne Münster & NRwision-TV-/Radio