Kunst als Soziale Gerichtsbarkeit

Kürzlich fand im Sozialgericht Münster eine besondere Ausstellungseröffnung statt. Die Feier stand im Zeichen gleich zweier Jubiläen: 70 Jahre Sozialgericht Münster und 45 Jahre des interkulturellen Vereins Kaktus Münster e.V. Die Veranstaltung lockte zahlreiche Gäste an, die die Ausstellung unter dem Motto „Soziale Gerichtsbarkeit: Kunst“ besuchten. Ulrich Scheer, Präsident des Sozialgerichts, begrüßte mit einer herzlichen Rede alle Anwesenden und betonte dabei, dass die Kunst einen Anreiz für Bürgerinnen und Bürger schaffe, ein Gebäude zu betreten, das mitten in der Stadt liegt, jedoch vielen in seiner Funktion unbekannt sei. „Die Kunst soll so dazu beitragen, die Hürden oder aber auch die Berührungsängste zwischen staatlicher Institution, dem Gericht und den Bürgerinnen und Bürgern abzubauen“, so Ulrich Scheer, der sich beim Kaktus Münster e.V. für die nun über 20-jährige Kooperation in Form von Kunstausstellungen bedankte.

Ausgestellt werden in dieser gelungenen Jubiläumspartnerschaft außergewöhnliche Bilder neun international renommierter Künstlerinnen und Künstler. Vier von ihnen sind leider teilweise dieses Jahr verstorben, wie der Künstler und Menschenfreund Eddy Pinke, Dore Miething Buschmann, die bekannt war für ihre Münster-Aquarelle, Osman Polat mit langlebigen Malmischtechniken oder Ellis Kruck mit ihren farbgewaltigen Bildern. Diese und weitere engagierte Künstlerinnen und Künstler wie Monika Schiwy, Ayşe Öykü Özgün, Fairy von Lilienfeld, Demir Demiroski und Frank Sabrowski sind nicht nur weltweit bekannt, sondern haben auch Münsters Kunstszene geprägt und über die Stadtgrenzen hinaus international bekannt gemacht. Der Verein Kaktus Münster e.V., der bereits seit 45 Jahren im Bereich der kulturellen Verständigung und Integration aktiv ist, wählt bewusst Orte wie das Sozialgericht für seine Ausstellungen, um den Dialog mitten in der Stadt zu fördern.

Die Bürgermeisterin der Stadt Münster, Maria Winkel, begrüßte die Gäste mit einer eindrucksvollen Rede, in der sie die Bedeutung der Kunst und das Engagement des Kaktus Münster e.V. als Brücke zwischen den Kulturen hervorhob und sich bei Molla Demirel, Autor und Kaktus-Geschäftsführer sowie der Vereinskoordinatorin Türkân Heinrich bedankte. Sie dankte Kamand Hadipour für ihren musikalischen Beitrag zur feierlichen Eröffnung und betonte, dass dieser „Gerichtstermin der etwas anderen Art“ keine Konflikte, sondern Begegnungen ermögliche: „Heute soll es zu einer Auseinandersetzung kommen – mit der hier präsentierten Kunst!“Maria Winkel hob in ihrer Ansprache die aktuelle gesellschaftliche Herausforderung hervor, der wachsenden Intoleranz und Diskriminierung zu begegnen. Sie mahnte: „Es lässt das Blut in den Adern gefrieren, wenn man wahrnimmt, was heute in der Öffentlichkeit alles unwidersprochen gesagt werden kann. Das dürfen wir nicht dulden.“ Stattdessen rief sie zu Solidarität und gegenseitiger Achtung auf und lobte das Engagement von Kaktus Münster e.V. für den Abbau von Vorurteilen und die Förderung des interkulturellen Dialogs. Mit Blick auf das Jubiläum des Vereins Kaktus Münster e.V. gratulierte die Bürgermeisterin und würdigte die Arbeit des Vereins, der sich durch Sozialarbeit, Bildungsinitiativen und kulturelle Veranstaltungen für eine inklusive Gesellschaft einsetzt. Durch die Ausstellung im Sozialgericht, eine Kooperation zwischen Kaktus Münster e.V. und dem nun 70-jährigen Sozialgericht Münster, werde diese Mission auf eindrucksvolle Weise sichtbar gemacht.

Dr. Michael J. Rainer, erster Vorsitzender des Kaktus Münster e.V., rief in seiner Rede für mehr Solidarität in globalen Krisenzeiten auf und betonte die Notwendigkeit der Kooperationsausstellung. Die Arbeit des Sozialgerichts Münster und die des Kaktus Münster e.V. mit seiner interkulturellen Sozial- und Medienarbeit seien ein Beispiel dafür „die menschlichen Verhältnisse und sozialen Notlagen nicht sich selbst zu überlassen.“

Die farbenfrohen Werke laden Besuchende noch bis zum 07.02.2025 im Sozialgericht Münster, Alter-Stein-Weg 45 dazu ein, sich auf vielfältige Perspektiven einzulassen und sich mit neuen Sichtweisen auseinanderzusetzen.