„Bilderwelten von Aussenseitern“, eine Ausstellung des Kaktus Münster e.V. mit sehr unterschiedlichen und eindrucksvollen Werken von Künstlern mit besonderen Bedürfnissen, wurde einem großen Publikum im Sozialamt Münster auf 5 Etagen präsentiert. Die Künstler sind Menschen, die extremen seelischen Belastungen ausgesetzt waren oder ungewöhnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben.
Sie sind zum größten Teil von der Gesellschaft ausgeschlossen, ausgegrenzt und an den Rand gedrängt: Psychiatrie-Erfahrene, Menschen mit intellektueller Behinderung, Grenzgänger, gesellschaftlich unangepasste, randständige Menschen in selbst gewählter oder ungewollter Isolation, Sonderlinge, Gefängnisinsassen und Autodidakten mit künstlerischem Potential. In Wirklichkeit sind die Künstler Individuen, die in der Gesellschaft verloren scheinen. Ihr Blick auf die Gesellschaft erweitert so manchen Horizont und reicht über die Natur, zum Himmel, zu den Sternen. Welche Beziehungen gibt es zwischen Mensch, Erde, Himmel? Wie weit reicht unser Blick auf ungewöhnliche Dinge? Oder wie verletzt ein Wort die anderen Menschen? Diese Themen sind in den ausgestellten Werken offenbart. In diesen Werken fühlt der Betrachter den Schrei der Künstler folgenderweise wie der türkische Dichter Molla Demirel beschreibt:
„Es gibt einen Augenblick / in dem ein Lied / Die Äußerung der Liebe ist.
Es gibt einen Augenblick / in dem zwei Linien oder ein Bild / Das Symbol der Liebe sind. / Jedem Augenblick der Helligkeit / ist die Dunkelheit der Feind / Und der Liebe ein Schweigen. / Und Jeder Schrei ist der Aufstand / Der unerträglichen Schmerzen. /
Dieses Schweigen, diese unerträglichen Schmerzen/ dieser Schrei und diese Hoffnung fühlt man beim Besichtigen dieser Ausstellung der ca. 50 Künstler aus 30 Ländern.“
Dr. Turhan Demirel, Neurochirurg und Besitzer der 3. größten Kunstsammlung Deutschlands, stellte ca. 60 dieser Werke dem Verein Kaktus Münster e.V. für die Ausstellung im Sozialamt zur Verfügung. Dagmar von Kemphen, 2. Vorsitzender /In des Kaktus Münster e.V. betonte in ihrer Rede, dass die Künstler besonders sind und nicht sonderbar sind. Dr. T. Demirel bat die Besucher beim Betrachten der Bilder zu hinterfragen, wer die eigentlichen Aussenseiter sind und wer wen in unserer Gesellschaft oft ungerechtfertigt ausgrenzt. Eingehend auf die Werke und die Betrachtungsweise erklärt Dr. Demirel: „Die Werke zeugen vom eindrucksvollen Talent im Umgang mit Farben und Malwerkzeug, vom ungewöhnlichen Einfallsreichtum und der Ausdrucksvielfalt, die eine definitorische Eingrenzung der Urheber als Außenseiter obsolet erscheinen lassen. Von daher erhebt sich die Frage, ob das Festhalten an den veralteten Kategorien „etablierte Kunst“ und „Außenseiterkunst“, heute noch Sinn hat und ob nicht ein Perspektivwechsel notwendig ist. Einen solchen Perspektivwechsel anzuregen ist auch das Ziel dieser Ausstellung.“
Doris Rüter, Behindertenbeauftragte der Stadt Münster, zeigte sich sichtlich zufrieden und bedankte sich im Namen des Sozialamts für die gelungene und engagierte Organisation der Ausstellung durch den Verein Kaktus Münster e.V. Das Publikum ist überrascht, begeistert und ergriffen von der Farbfröhlichkeit und emotionalen Eindringlichkeit der Werke, die aus der ganzen Welt stammen.
Impressionen über die Ausstellungseröffnung können Sie gerne auch unserem Kurzvidedo entnehmen: http://www.youtube.com/watch?v=D1ogvO-KC-g
Die Ausstellung des Kaktus Münster e.V. mit den Werken von Aussenseitern kann noch bis zum 30. September 2012 im Sozialamt Münster, Hafenstraße 8, 48153 Münster zu den Öffnungszeiten Mo. – Mit. 8-16 Uhr, Do. 8-18 Uhr, Fr. 8-13 Uhr besichtigt werden.